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Die Basler Fasnacht und ihre Geschichte

Aufsatz publiziert auf https://altbasel.ch/dossier/basler_fasnacht.html
© Roger Jean Rebmann 2017
erstellt 24.01.09 / angepasst 07.12.17

Wurzeln im Mittelalter

Ursprünglich waren viele Speisen wie Fleisch, Käse sowie Milcherzeugnisse zum Ver-zehr verboten. Mangels Kühlschrank wäre dann vieles in der Vorratskammer der mittel-alterlichen Hausfrau nutzlos verschimmelt. Folglich musste es noch vor Beginn des Fastens verspiesen werden. Dies habe notgedrungen zu veritablen Fressgelagen vor dem Fasten geführt. [1] Und wo üppig gespiesen wurde war auch die Festfreude nicht weit - voilà, ein Vorfahre fasnächtlicher Ausgelassenheit.

Wie Ostern war auch der Beginn der Fastenzeit auf Dienstag nach Invocavit (sechster Sonntag vor Ostern) flexibel im Termin. Hier liegt der Ursprung des Fasnachtsdatums, das von Jahr zu Jahr ändert. "Fastnacht" fiel damals auf Hirsmontag - jenen Tag vor dem Beginn der Fastenzeit am besagten Dienstag. Auf dem Konzil von Benevent fiel 1091 der Beschluss, den Anfang der Fastenzeit neu um sechs Tage vorzuverlegen, auf Aschermittwoch. Dies weil Sonntage nun nicht mehr mitzählten.

Es ergaben sich zwei verschiedene Termine zum Beginn der Fastenzeit. In der Region fand der Konzilsbeschluss kaum Beachtung - die Fastenzeit begann weiterhin zum alten Termin. Eine Folge dessen war automatisch das nun spätere Datum der „Fast-nacht". Sie beginnt noch heute in Basel am Hirsmontag, später als anderorten. [2] Dies obwohl die Fastenzeit mit der Reformation verschwand. Dass die Basler mit ihrem Fasnachtstermin die Katholiken in deren Fastenzeit ärgern wollten ist also Mumpitz.

Die Bezeichnung "vasnaht" erscheint bereits um 1200 in Wolfram von Eschenbachs Werk Parzival. [3] In der Region, genauer gesagt in Freiburg im Breisgau, taucht der Terminus "vasinaht" als Datumsangabe 1283 erstmals urkundlich auf. Im 14. Jahrhundert ist auch "vasnacht" nachweisbar.[4] Unabhängig von der Schreibweise war mit der Datumsnennung auch ein rechtlicher Termin verbunden, auf den bestimmter Abgaben fällig waren. Als Naturalabgabe ist zum Beispiel das "Fasnachtshuhn" überliefert.

Vom Verkleiden und der "Bösen Fasnacht" 1376

Im Laufe der Jahre entwickelten sich in Verbindung mit der nahenden Fastenzeit gewisse Festlichkeiten und Bräuche um das Datum der "Vasnacht". Das Verkleiden wurde zu einem besonders wichtigen Element. Für das 15. Jahrhundert sind als beliebte Kostüme der Ziegenbock, der Teufel und auch der Wilde Mann belegt. [5] Gestalten mit teils satanischen Zügen, was dem Klerus naturgemäss missfiel. Vermutlich machte gerade diese fasnächtliche Provokation der mächtigen Geistlichkeit einen besonderen Reiz aus.

Im Gegensatz zum fasnächtlichen Schabenack in Verkleidung war das Turnier ein exklusives Vergnügen das Adels. Ein häufiger Termin dafür (mit folgendem Bankett im Haus zur Mücke) war die Fasnacht. Als "Böse Fasnacht" blieb ein Turnier 1376 in Erinnerung. Am 26. Februar, dem letzten Tag des Fasnachtstreibens vor Aschermittwoch, liess Herzog Leopold III. von Österreich (1351-1386) auf dem Münsterplatz ein Turnier abhalten. Die Hintergründe sind unklar, doch es kam zu einem blutigen Tumult.

Die Bürgerschaft griff im Laufe des Turniers zu den Waffen und ging auf den Herzog und seine Entourage los. Mehrere Adlige kamen ums Leben und Leopold musste fliehen. Zur Sühne für den Aufruhr wurden 12 Bürger enthauptet. Dies konnte nicht verhindern dass die Reichsacht über Basel verhängt wurde. Die dramatischen Ereignisse blieben lange im Gedächnis der Stadt als "Böse Fasnacht" haften. Bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts sind Turniere zur Fasnacht in Basel belegt.

Die Reformation

Das Unbehagen des Klerus vor der Fasnacht war nicht unbegründet. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden in der Zeit um Fasnacht 1529 übertroffen. Nicht wildes Tanzen, Saufen und Fressen kamen wie üblich über die Stadt. Stattdessen wurde die alte Kirchenordnung vom Sockel gestossen. Die nahende Reformation hatte Fuss gefasst. In den Tagen vor Aschermittwoch wurde mit dem Bildersturm der Glaubenswechsel be-siegelt. Rudolf Wackernagel spricht von einer "aufrührerischen Fasnacht". [6]

Bewaffnete Anhäger der Reformation zertrümmerten im Münster und in anderen Gotteshäusern Heiligendarstellungen aller Art. Die Kirchen sollten "Götzenbildern" gereinigt werden. Kunstwerke von unschätzbarem Werte fielen der Zerstörung anheim. Am Aschermittwoch, dem traditionellen Tag des Fastenbeginns, wurde alles zerhauen. Man beschloss es zu verbrennen, "welches dann auff dem Münsterplatz in zwölf Hauffen, unnd auff anderen Kirchöfen beschahe", wie Wurstisens Chronik berichtet. [7]

Böse Fasnacht und Bildersturm hatten gezeigt, dass das Treiben rasch aus dem Ruder laufen konnte. Ein Auswuchs der Fasnacht war auch der Saubannerzug von 1477. Damals brachen zur Fasnachtszeit über 1500 Bewaffnete aus der Innerschweiz spontan zu einem kriegerischen Zug nach Genf auf. Die Obrigkeit konnte diesen Privatfeldzug nur mit viel Mühe und teurem Geld wieder in den Griff kriegen. Die Fasnacht war ein Pulverfass welches die Obrigkeit fürchtete.

Nachdem die Fastenzeit als Relikt des alten Glaubens abgeschafft wurde, war auch die Fasnacht in streng reformierten Augen überflüssig. Der Rat Basels und der neue Klerus wussten um die unkontrollierbaren Kräfte die in der Fasnacht lauerten. Bereits 1525 verbot der Rat fasnächtliches Treiben bei Käfig- und Geldstrafe. Allerdings fanden um Aschermittwoch auch die Musterungen der Wehrpflichtigen auf den Zünften statt. Belegt ist dies zur Fasnachtszeit schon für 1428. [8]

Fasnacht im neuen Rahmen

Die Musterungen auf Aschermittwoch waren mit Zunftessen verbunden. Auch wenn die Hüter der Reformation das ganze Fasnachtstreiben am liebsten abgeschafft hätten, war dies nicht so einfach. Fasnacht und militärische Musterungen waren schwer zu trennen. Im März 1546 verbot der Rat das Halten von Fasnacht nach Aschermittwoch gänzlich. Untersagt war Pfeifen und Trommeln, sich zu kostümieren so wie das Kochen und Essen auf Zünften und Gesellschaften. [9] Das Verbot hielt sich nicht lange.

Die Fasnacht überlebte alle Verbote die sie im Laufe der Zeit trafen. Im 16. Jahrhundert erhielten die weiterhin gepflegten Feiern auf den Zünften zu Aschermittwoch und die Musterungen der Wehrpflichtigen besonderes Gewicht. Von 1540 ist eine Musterung auf Hirsemontag belegt - dem Montag nach Aschermittwoch. [10] Noch heute beginnt an diesem Tag die Basler Fasnacht. Auf diesen Musterungen traten auch die kostümierten Ehrenzeichen der Zünfte und Gesellschaften öffentlich auf.

Damals flossen jene militärischen Elemente ein, die noch heute die Basler Fasnacht mit dem gemessenen Marschschritt zum Klang von Trommeln und Pfeifen prägen. Die Musterungen mit ihren Umzügen und die Bankette auf den Zünften wurden zum Podium für fasnächtliches Treiben. Aber im Gegensatz zur archaischen und wilden Fasnacht des Mittelalters mit ihren unkalkulierbaren Ausbrüchen, hatte sie nun einem neuen Rahmen. Dieser wurde durch Militär und Zünfte definiert. Sie kanalisierten die Fasnacht.

Die daraus hervorgegangenen bewaffneten Quartierzüge waren von den Symbolgestalten der Zünfte und Gesellschaften begleitet. Man begegnet diesem Brauch noch heute am Vogel Gryff. Die Vorstadtgesellschaft zur Krähe aus der Spalenvorstadt führte einen als Krähe Kostümierten mit sich - den "Krayenjoggi" (Baseldeutsch = Krähen-jakob). Doch auch dazu gab es immer wieder Verbote. So wurden 1766 Umzüge zu Fasnacht untersagt, mit dem Vermerk man solle sie künftig im Mai machen. [11]

Der Sprung ins wechselvolle 19. Jahrhundert

Alle erlassenen Verbote konnten das Brauchtum nicht dauerhaft bannen. Neues kam mit dem Regierungswechsel zur Helvetik 1798. Diesmal wurde die Fasnacht nicht wegen klerikaler Sorgen um den Sittenzerfall verboten. Vielmehr fürchtete man dass sie offener Systemkritik den Weg ebnen könnte. [12] Doch auch Regime revolutionär-französischer Prägung verschwand wieder. Die Fasnacht kehrte zurück und wurde im 1807 bereits wieder verboten. Nun wieder auf Drängen des Klerus.

Dauerhaft konnte die Fasnacht nie vom Volk ferngehalten werden. Ab den 1830er Jahren sind frühe Formen der Strassenfasnacht auszumachen. Pierre Farine sieht ihre Geburtsstunde mit dem Beginn der fasnächtlichen Berichterstattung durch die Presse 1835. [13] Der Morgenstreich etablierte sich als Bestandteil des Brauchtums. Der Schnitzelbank (gereimte Textvorträge, mit Zeichnungen illustriert) verschaffte sich Zugang zur Fasnacht. Ferner tauchten die ersten Fasnachtslaternen auf.

Aus Sicherheitsgründen verbot die Polizei 1845 das Fackeltragen zur Fasnacht und schlug vor stattdessen geschlossene Laternen zu verwenden. [14] Die Fasnachtslaternen gehören mit ihren raffinierten Malereien und bissigen Versen seither zu den elementaren Requisiten der Basel Fasnacht. Um 1858 begann der Verein "Quodlibet" die Organisation der Fasnacht in Grossbasel in die Hand zu nehmen. Dazu kam später als Gegenstück in Kleinbasel mit ähnlichen Zielen das "Wurzengraber-Kämmerli". [15]

Aufkommen von Cliquen und Fasnachts-Comité

Ab den 70er Jahren entstanden erste Cliquen, damals Fasnachtsgesellschaften genannt. Sie vereinigten zur Fasnacht Männer die sich gemeinsam auf die Strasse begaben um in Umzügen zu musizieren. Später bildeten sich Cliquen die über Jahre hinweg bestanden. Die älteste bestehende Basler Clique ist die 1884 gegründete VKB (Vereinigte Kleinbasler). Die meisten heute noch existierenden älteren Cliquen wurden zwischen 1900 und 1914 gegründet. Cliquen pflegen traditionell das Trommeln und Pfeifen.

Der Charakter der Fasnacht ruht stark auf diesen Instrumenten, die mit den Musterungen im 16. Jahrhundert eingebracht wurden. Das Trommeln wurde zur Kunst kultiviert, wobei neben französischen Einflüssen im 19. Jahrhundert auch andere Elemente einflossen. Ein populärer Marsch ist der "Arabi". Er enthält Passagen des Marsches "the British Grenadiers", der britischen Grenadier Guards. Zurückgeführt wird er auf den "Prince Ruperts March/The Clear Cavalier" aus dem 17. Jahrhundert.

Zum Podium der Tambourenkunst wurde ein Trommelkonzert, zu dem am 26. Februar 1906 Quodlibet und Wurzengrabenkämmerli in die Halle der Burgvogtei luden. Das jährliche Konzert ging später als "Monstre" in die Geschichte. Es wurde als "Drummeli" einer der wichtigsten Anlässe der Vorfasnacht. [16] Der Belange der Organisation der Fasnacht nahm sich ab 1911 das heute noch existierende Fasnachts-Comité an. Im Januar 1911 beschloss das Comité die Einführung eines ansteckbaren Abzeichens.

Die Fasnachtsplakette war geboren. Hergestellt wurden nachweislich 10'200 Anstecknadeln (Verkaufspreis 30 Rappen) und 12'040 Medaillen mit Bändchen (50 Rappen). Der halbe Ertrag kam dem Comité zu. Der Rest floss in die Ferienversorgung armer Kinder. [17] 1911 kam ein gedruckter Fasnachtsführer heraus (ab 1949 "Rädabäng"). Regulation tat Not, denn die Fasnacht wuchs immer mehr. Bei den Umzügen traten sich die Cliquen auf die Füsse während an anderer Stelle eine Stunde lang nichts zu sehen war.

Von Weltkrieg zu Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs 1914-1918 war die Fasnacht verboten. Nur die gut besuchten Monstre-Trommelkonzerte fanden statt. Offiziell wurde 1920 die erste Fasnacht wieder gestattet. In den 20er/30er Jahren entstanden neue Cliquen. Die Laternenmalerei bekam durch namhafte Künstler neue Impulse. Sie erhoben sie zur Kunstform die ein bleibender Aspekt der Fasnacht wurde. Es erschienen sogenannte Guggemusiken, die mit Blech- und Schlaginstrumenten gezielt manchen Ton falsch spielten.

Montags und Mittwochs fanden nunmehr die Umzüge statt, die man heute tunlichst Cortège nennen sollte. Die Dinge entwickelten sich langsam. Die Basler Fasnacht wie man sie kennt, hat ihr Gesicht in den 1920er und 1930er Jahren erhalten. Von 1940 bis 1945 fand wiederum kriegsbedingt keine Fasnacht auf der Strasse statt. Erneut wurde das Monstre-Trommelkonzert sehr populär. Ferner fand das offizielle Preistrommeln statt und die Schulen der Cliquen bildeten weiter Pfeifer und Tambouren aus.

Neuheiten der Nachkriegszeit

Die Nachkriegszeit trug dem Wachsen der Fasnacht Rechnung. 1950 einigten sich Comité, Polizei und Basler Verkehrsbetriebe auf eine Verkehrsordnung, welche es ermöglichte zur Fasnacht die Innenstadt vom Strassenverkehr zu befreien. Das Wachstum der Fasnacht hielt ungebremst an. 1948 fanden beim Monstre 8 Vorstellungen statt. 1956 erhöhte die Anzahl auf 9. Bis 1925 hatte es indes überhaupt nur je 2 Vorstellungen gegeben. Auch an vielen neuen Cliquengründungen liess sich der Trend ablesen.

Ähnliches war bereits nach dem Ersten Weltkrieg geschehen. Der Bestand steig derart an, dass ab 1962 Cliquen im jährlichen Turnus am Monstre (nun auch "Drummeli" genannt) pausieren mussten. Es war unmöglich alle im Rahmen des Monstre auftreten zu lassen, [18] man hätte die Zuschauer über Nacht im Küchlin-Theater behalten müssen. Dort fanden von 1914 bis 1993 die Konzerte statt. Ein weiteres Phänomen der 50er/60er Jahre waren die Cliquenkeller. Es gab ähnliches schon vor dem Krieg.

Als frühe fasnächtliche Kellerlokale gelten der 1931 eröffnete "Begglisaal" der Alti Richtig an der Bäumleingasse und der 1942 eröffnete Cliquenkeller "zer Alte Dante" der Sans Gêne im Gerbergässlein. [19] Bald suchten auch andere ein heimeliges Nest zum Üben und Beisammensein. Das Verschwinden alter Stammlokale trug zum Kellerboom bei. Nur wenige Cliquen sind heute noch so privilegiert wie die Basler Mittwochgesellschaft. Sie hat ihr Quartier seit 1922 im Restaurant Löwenzorn

Meistens fanden sich geeignete Lokale in ungenutzten Kellerräumen. Eine Zählung 1964 ergab 23 Cliquenkeller in Basel, die wegen des Alkoholausschanks sogleich dem Wirtschaftsgesetz unterstellt wurden. 2001 listete Hummi Lehr 78 solcher Cliquenlokale in Basel auf. [20] Heute sind viele Keller liebevoll hergerichtet und mit Souvenirs aus vergangenen Fasnachtszeiten stimmungsvoll geschmückt. Das Wachstum zeigte sich auch in der Zunahme der Guggemusiken an der Fasnacht.

Guggemusiken, Wagen und Chaisen

Zunächst traten die Guggemusiken auch am Morgenstreich auf, doch im Rahmen eines Abkommens verzichteten sie ab 1962 darauf und durften im Gegenzug am Dienstagabend exklusiv in der Innenstadt zwischen Barfüsserplatz und Markplatz ihre Konzerte abhalten. Heute gehört der Dienstag der Kinderfasnacht und den Guggemusiken. Alleine im Zeitraum von 1946 bis 1985 haben sich die Guggen von 7 auf deren 67 [21] vermehrt. Auch die sogenannten Wagencliquen sind am Cortège zahlreich geworden.

Mit zurechtgemachten Wagen spielen diese Cliquen ihre Sujets aus. Lebhaft und laut gestikulierend fahren die kostümierten Fasnächtler (meist in Varianten der Waggisfigur) auf den Wagen und teilen allerlei Kleinigkeiten ans Publikum aus. Waren im Jahr 1954 noch 50 Wagen zu sehen, steigerte sich ihre Zahl bis 1985 auf 96.[22] Eine spezielle Form der hippomobilen Fasnacht stellen die weniger zahlreichen Chaisen dar. Es handelt sich dabei um offene Kutschen die von Pferden gezogen werden.

In ausgesuchten Kostümen (oft Spielarten der Alten Tante) wird auf den Chaisen Zurückhaltung geübt. Süssigkeiten und Mimosen werden in vornehmem Stil ausgeteilt. Von 1954 bis 1985 verdoppelte sich der Anteil der Chaisen von 8 auf 16. [23] Auch die vorfasnächtliche Unterhaltung erfuhr eine Konjuktur. Um die 2017 zum UNESCO-Welt-kulturerbe erhobene Fasnacht gibt es diverse Veranstaltungen, von Drummeli über das Mimösli im Häbse Theater bis zum Pfyfferli im Theater Fauteuil.

Zusammenfassung

Die Fasnacht geht auf die Fastenzeit des Mittelalters zurück. Ab Aschermittwoch wurde vor Ostern mehrere Wochen im Gedenken an die Leiden Christi gefastet. Um verderbliche Lebensmittel nicht nutzlos verschimmeln zu lassen, wurden diese vor Fastenbeginn riechlich aufgetischt. Zu diesen üppigen Mählern gesellten sich Maskenbräuche und ähnliches. So wurde die Fasnacht zu einem ausgelassenen Brauch der jährlich wiederkehrte. Neue kirchliche Erlasse brachten verschiedene Fasnachtstermine.

Bezeichnungen wie "vasnaht" oder "vasinaht" sind aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Bis 1924 war die Bezeichnung "Fastnacht" mit "t" gängig. Neben den Freuden des Volkes beim Verkleiden und Essen pflegte der Adel mit Turnieren auf dem Münsterplatz eigene Vergnügungen. Ein solches Turnier mündete 1376 in einen blutigen Aufruhr der mit der Hinrichtung von 12 Bürgern und der Verhängnung der Reichsacht über Basel endete. Der Anlass ging als "Böse Fasnacht" in die Stadtgeschichte ein.

Obrigkeit und Klerus Basels waren die Fasnacht nie geheuer. Es lauerten unkontrollierbare Kräfte in ihr. Das zeigte sich in den Tagen vor Aschermittwoch. Bewaffnete Anhänger der Reformation drangen in Kirchen ein und zerstörten dort beim Bildersturm eigenmächtig die Heiligendarstellung. Dies besiegelte in Basel den Glaubenswechsel, mit dem auch die Fastenzeit verschwand. Folglich wäre auch die Fasnacht überflüssig geworden. Aber trotz entsprechender Bemühungen liess sie sich nicht abschaffen.

Zugleich floss ein bereits im 15. Jahrundert belegtes Element verstärkt in die Fasnacht ein. Zu Aschermittwoch wurden Inspektionen von Wehrpflichtigen, sogenannte Musterungen, auf den Zünften durchgeführt. Sie waren mit Zunftessen und martialischen Umzügen mit Trommeln und Pfeifen verbunden. Seither gehören diese Elemente untrennbar zur Basler Fasnacht. Im Umfeld der Zunftbräuche lebte die Fasnacht fort. Ein neuer Rahmen sollte ihren früheren ungestümen Charakter bändigen.

Aber auch in ihrer neuen Form hatte die Fasnacht Verbote des besorgten Klerus und der Obrigkeit zu erdulden. Mit Beginn der Helvetik wurde sie 1798 verboten weil man fürchtete dass sie Systemkritik fördern könnte. Kaum zugelassen, wurde sie 1807 wieder verboten weil sich die Pfarrherren um das Seelenheil der Basler sorgten. Wie schon früher, hatten alle Verbote keinen dauerhaften Bestand. In den 1830er Jahren begann sich die Presse für die Fasnacht zu interessieren.

Die Fasnacht wurde damit als Ereignis besonderer Bedeutung gewürdigt. Im selben Jahrzehnt etablierte sich der Morgenstreich als feste Tradition. Auch bereicherten als Novum die sogenannten Schnitzelbänke die Fasnacht und 1845 sorgte ein Fackelverbot für das Aufkommen der Fasnachtslaternen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nahmen sich in Kleinbasel das Wurzengraberkämmerli und und Grossbasel das Quodlibet der Organisation der Fasnacht an. Bald erschienen auch erste Cliquen.

Die Aufgaben von Wurzelgraberkämmerli und Quodlibet übernahm schliesslich das 1911 gegründete Fasnachts-Comité. Diesem ist im selben Jahr die Einführung der Fasnachtsplakette zu verdanken. Während der Weltkriegs 1914-1918 wurde die Strassenfasnacht verboten. Allerdings war das auf ein Trommelkonzert 1906 zurückgehende Monstre (später "Drummeli") erlaubt und populär. Die erste Fasnacht nach dem Krieg fand 1920 statt. Die 20er und 30er Jahre brachten neue Einflüsse.

Eine neue Welle von Cliquengründungen belebte die Fasnachtsszene. Namhafte Künstler gaben der Laternenmalerei neue Richtungen und die Guggemusiken begannen sich zu mehren. Die ersten fasnächtlichen Kellerlokale entstanden 1931 und 1942. Der zweite Weltkrieg brachte eine erneute Fasnachtspause von 1940 bis 1945. Wiederum wurde das Drummeli in jenen Jahren erlaubt und war stets sehr gut besucht. Auch Fasnachtsplaketten wurden herausgegeben, für 1941/42 eine Doppelnummer.

In der Nachkriegszeit etablierten sich die Cliquenkeller als Fasnachtslokale und die Fasnacht fand in die geregelte Form, die sie noch heute als UNESCO-Weltkulturerbe hat. 1950 beschloss man zur Fasnacht ein spezielles Verkehrsregime, welches die Innenstadt verkehrsfrei machte. 1962 reservierte man den Guggenmusiken den Dienstagabend für Ihre Konzerte. Sie verzichteten dafür auf die Teilnahme am Morgenstreich. Es entstanden wiederum neue Cliquen, so wie auch Guggenmusiken und Wagencliquen.

Anmerkungen:

[1] K. Zimmer, Abschnitt "Ursprung und Entstehung der Fasnacht", publiziert in "in bökenwis und in tüfels hüten“, 183. Neujahrsblatt der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, Basel, 2005, Seite 22

[2] K. Zimmer, Abschnitt "Formales und Termine der Fasnacht", publiziert in "in bökenwis und in tüfels hüten“, 183. Neujahrsblatt der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, Basel, 2005, Seite 26

3] K. Lachmann / P. Knecht, Wolfram von Eschenbach: Parzival, Berlin und New York, 2003, Seite 413, 9. Zeile

[4] A. Bernoulli, Abschnitt IV. "Die Röteler Chronik", publiziert in Basler Chroniken, Band V, Leipzig, 1895, Seite 120

[5] K. Zimmer, Abschnitt "Maskenbräuche", publiziert in "in bökenwis und in tüfels hüten“, 183. Neujahrsblatt der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, Basel, 2005, Seiten 29 bis 31

[6] R. Wackernagel, Abschnitt "Umfang der Neuerungen", in Kapitels "Das Jahrzehnt der Reformation", publiziert in Geschichte der Stadt Basel, 3. Band, Basel, 1924, Seite 515

[7] C. Wurstisen, 7. Buch, XXIV. Kapitel, publiziert in der Bassler Chronick, Basel, 1580, Seite 573

[8] H. Trümpy, Abschnitt "Turniere und Musterungen", im Beitrag "Wesen und Ursprung der Fas(t)nacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seiten 18 und 19

[9] P. Koelner, Die Basler Fastnacht, Basel, 1913, Seiten 6 bis 7

[10] H. Trümpy, Abschnitt "Turniere und Musterungen", im Beitrag "Wesen und Ursprung der Fas(t)nacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seite 19

[11] J.H. Bieler, chronikalische Aufzeichnungen, publiziert in Im Schatten unserer gändigen Herren - Aufzeichnungen eines Basler Überreiters 1720-1772, Basel, 1930, Seiten 165 bis 166

[12] P. Koelner, Die Basler Fastnacht, Basel, 1913, Seite 19

[13] P. Farine, Abschnitt "Prachtvolle Fasnachtszüge", im Beitrag "die Strassenfasnacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seite 81

[14] D. Christ, Abschnitt "Von der Fackel zur Laterne", im Beitrag "Geschichte der Laternenmalerei", publiziert in Basler Fasnachtslaternen, Basel, 1980, Seite 15

[15] P. Lotz / H.P. Löw, Abschnitt "Vom Quodlibet zum Fasnachts-Comité", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seiten 340 bis 341

[16] C. Miville, Abschnitt "Preistrommeln, Preispfeifen, Monstre-Trommelkonzert", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seite 196

[17] K.M. Wissel, Abschnitt "Vom Blechzeichen zur Plakette" publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seiten 357 bis 358

[18] C. Miville, Abschnitt "Preistrommeln, Preispfeifen, Monstre-Trommelkonzert", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seiten 206 bis 207

[19] H. Lehr, Abschnitt "Die ersten Cliquenkeller", publiziert in Källerabstieg: Fasnachtskultur im Cliquenkeller, Basel, 2000, Seiten 10 und 13

[20] H. Lehr, Abschnitt "Cliquenlokale von A-Z", publiziert in Noonemool Källerabstieg: Fasnachtskultur im Cliquenkeller, Basel, 2001, Seiten 94 bis 96

[21] P. Farine, Abschnitt "Organisationsformen", im Beitrag "die Strassenfasnacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seite 98

[22] P. Farine, Abschnitt "Organisationsformen", im Beitrag "die Strassenfasnacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seite 98

[23] P. Farine, Abschnitt "Organisationsformen", im Beitrag "die Strassenfasnacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, Basel, 1986, Seite 98

Quellen:

August Bernoulli, Abschnitt IV. "Die Röteler Chronik", publiziert in Basler Chroniken, Band V, herausgegeben von der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1895, Seite 120

Johann Heinrich Bieler, chronikalische Aufzeichnungen, publiziert in Im Schatten unserer gändigen Herren - Aufzeichnungen eines Basler Überreiters 1720-1772, herausgegeben von Paul Koelner, Verlag Benno Schwabe & Co, Basel, 1930, Seiten 165 bis 166

Dorothea Christ, "Geschichte der Laternenmalerei", publiziert in Basler Fasnachtslaternen, herausgegeben von der Spezi-Clique Basel, Kommissionsverlag Friedrich Reinhardt, Basel, 1980, ISBN 3 7245 04 721, Seite 15

Pierre Farine, "Die Strassenfasnacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Basel, 1986 (2.Auflage), ISBN 3-9060-7200-1, Seiten 81, 98 und 107

Paul Koelner, Die Basler Fastnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Universtitätsbuchdruckerei Friedrich Reinhardt, Basel, 1913, Seiten 6 bis 7, 19

Karl Lachmann / Peter Knecht, Wolfram von Eschenbach: Parzival, Verlag Walter de Gruyter, Berlin und New York, 2003 (2. Auflage), ISBN 978-3110178593, Seite 413, 9. Zeile

Hummi Lehr, Källerabstieg: Fasnachtskultur im Cliquenkeller, GS-Verlag, Basel, 2000, ISBN 3-7185-0183-X, Seiten 10 und 13

Hummi Lehr, Noonemool Källerabstieg: Fasnachtskultur im Cliquenkeller, GS-Verlag, Basel, 2001, ISBN 3-7185-0187-2, Seiten 94 bis 96

Peter Lotz / Hans Peter Löw, "Vom Quodlibet zum Fasnachts-Comité", publiziert in Die Basler Fasnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Basel, 1986 (2.Auflage), ISBN 3-9060-7200-1, Seiten 340 bis 341

Carl Miville, "Preistrommeln, Preispfeifen, Monstre-Trommelkonzert", publiziert in Die Basler Fasnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Basel, 1986 (2.Auflage), ISBN 3-9060-7200-1, Seiten 196 und 206

Hans Trümpy, "Wesen und Ursprung der Fas(t)nacht", publiziert in Die Basler Fasnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Basel, 1986 (2.Auflage), ISBN 3-9060-7200-1, Seiten 18 und 19

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 3, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1924, Seite 515

Christian Wurstisen, Bassler Chronick, Sebastian Henricpetri, Basel, 1580, Seite 573

Katja Zimmer, "in bökenwis und in tüfels hüten“, 183. Neujahrsblatt der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, 2005, Schwabe Verlag Basel, Basel, 2005, ISBN 3-7965-2092-8/ISSN 1423-4017, Seiten 22, 26, 72